Vortrag: Soziales Engagement in den Wiener Griechischen Gemeinden

Dienstag, 24. Februar 2015, 18:30 Uhr
Institut für Byzantinistik und Neogräzistik
Postgasse 7/1/3
A-1010 Wien


Prof. Dr. Maria A. Stassinopoulou, Dr. Stefano Saracino, MMag. Nathalie Patricia Soursos
Institut für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien
Gesellschaft für Neugriechische Studien

Im November 2014 hat das FWF-geforderte Forschungsprojekt „Soziales Engagement in den Wiener griechischen Gemeinden (18. – 20. Jh.)“ am Institut fur Byzantinistik und Neograzistik seine Arbeit aufgenommen. Die Forschungen des Projekts stützen sich auf die Materialien der Archive der beiden griechisch-orthodoxen Gemeinden in Wien, zum Hl. Georg (gegr. 1723/26) und zur Hl. Dreifaltigkeit (gegr. 1787).

Seitdem sich im Jahre 2005 die Türen der Archive der beiden griechischen Gemeinden in Wien fur die Wissenschaft öffneten, haben deren Inhalte allmahlich ihren Weg in die Forschung gefunden. Deren Inhalte wurden archivarisch geordnet und katalogisiert. Einzelstudien setzten sich mit dem historischen Archivmaterial auseinander.

Beim Vortragsabend soll auf die 10–jährige Zusammenarbeit zwischen den Kirchengemeinden und der Universität Wien zurückgeblickt werden. Außerdem soll das neue Forschungsprojekt vorgestellt werden.

Wir untersuchen die von den beiden griechischen Gemeinden verwalteten ca. 200 Stiftungen, neben großen Stiftungen, die von erfolgreichen Kaufleuten und Bankiers gegrundet wurden, auch kleinere Stiftungen und Legate (etwa von Bediensteten der Gemeinden). Diese Stiftungen mit ihren mannigfachen Zwecken (u. a. die Armenhilfe, die Forderung des Schulwesens, die Einrichtung von Seelenmessstiftungen) liefern ein eindrucksvolles Bild vom Leben in den beiden Gemeinden, die in ihrer Blütezeit (ca. 1750 bis 1820) bis zu 500 Mitglieder zählten. Die Quellen bieten Informationen fur wirtschafts- und sozialhistorische sowie kulturgeschichtliche Fragestellungen. Sie geben aber auch Zeugnis ab vom spannungsvollen Verhaltnis zwischen dem „Stifterwillen“ und der „Stiftungswirklichkeit“, zwischen dem Bemühen des Stifters, nach dem Tod bei den Lebenden gegenwätig zu bleiben, und der Bereitschaft stiftungsvollziehender Akteure, mit den toten Stiftern eine stabile und loyale Beziehung einzugehen. Die Stiftungen pragen noch heute das Bild und die Erinnerungen an die Griechen in Wien.